Manananggal - FestivalShirt #5

Inmitten der schattenhaften Dunkelheit der philippinischen Inseln, jenseits des profanen Lichtes menschlicher Siedlungen, gibt es eine Gestalt, die das Zeugnis ihrer heimtückischen Existenz trägt: die Manananggal.

Diese Kreatur, die scheinbar eine schlichte, einfache Frau ist, birgt in sich eine düstere und unergründliche Dunkelheit. Sie ist die Verkörperung des Widerspruchs, ein entzweigter Körper, eine gespaltene Seele. Man nennt sie die Manananggal – die sich in der Dunkelheit entzweien kann. Sie ist Schönheit und Abscheu in einem, Verführerin und Mörderin, Engel des Tages und Dämon der Nacht.

Inmitten des Dschungels, fernab von menschlichem Auge und Ohr, vollzieht sie ihr unheimliches Ritual. Mit Einbruch der Nacht, wenn der silberne Mond am höchsten steht, trennt sie sich von ihrem unteren Körper und schwingt sich mit fledermausartigen Flügeln in die Nacht hinaus. Ein entsetzliches Anblick für den Unglücklichen, der sie zu Gesicht bekommt, ein Bruch in der Ordnung der Welt, ein Schrei der Natur in ihrer entsetzlichsten Form.

Mit ihren scharfen Zähnen und ihrer langen, geschmeidigen Zunge ist sie ein gefährlicher Räuber, eine Kreatur der Nacht, die auf der Suche nach den Lebenden ist. Ihr Hauptziel sind schwangere Frauen, deren ungeborene Kinder sie mit ihrer langen Zunge verzehrt. Sie ist der schreckliche Alptraum jeder werdenden Mutter, der flüsternde Schatten, der in der Dunkelheit lauert und den friedlichen Schlaf stört.

Doch nicht allein in der Dunkelheit lauert sie. Am Tage nimmt die Manananggal die Gestalt einer schönen, charmanten Frau an, um sich unter den Menschen zu verbergen. Sie spielt das Spiel der Normalität und versteckt ihre teuflische Natur hinter einem Engelsgesicht. Es ist eine grausige Täuschung, ein teuflisches Spiel, ein Schleier der Illusion, der über die Augen der Unschuldigen gelegt wird.

Wenn die Morgendämmerung hereinbricht, kehrt sie zu ihrem unteren Körper zurück und vereinigt sich erneut zu einem Ganzen. Sie ist dann wieder eine Frau, aber nur bis zur nächsten Nacht, wenn das finstere Ritual erneut beginnt.

Die Manananggal ist eine Gestalt, die uns an das Unbekannte und Unheimliche in der Welt erinnert. Sie ist der stille Schrei in der Nacht, die verborgene Dunkelheit unter der Oberfläche des Schönen, das mysteriöse Unheimliche inmitten des Alltäglichen. Sie ist ein Spiegelbild unserer Ängste und Unsicherheiten, ein Mahnmal der Dunkelheit, das in den tiefsten Winkeln unserer Seele lauert.

Die Manananggal ist eine schaurige Sagengestalt, eine Kreatur der Dunkelheit, die in der Zwischenwelt von Tag und Nacht, Realität und Albtraum lebt. Sie ist das Echo einer alten Welt, die in der modernen Gesellschaft kaum noch ihren Platz findet, aber immer noch in den Schatten lauert, in den geheimen Ecken unserer Angst, in den dunkelsten Teilen unserer Fantasie.